Traditionelle Volksbräuche
Sitten und Bräuche rund um die Geburt eines Kindes
Gesellschaftliches Leben, Sitten und Bräuche der Sinjer Bevölkerung
Es ist wichtig anzumerken, dass eine Schwangere, in früheren Zeiten, vor den Arbeiten auf dem Lande nicht verschont wurde. Bei der Geburt half ihr meist die Schwiegermutter oder eine Dorf-Hebamme und die Geburt fand in der Regel im Haus, neben der Feuerstelle statt. Erst nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Gebären im Krankenhaus immer populärer und selbstverständlicher. Von den Bräuchen rund um die Geburt eines Kindes sind die babine auch heute noch bedeutend. Es handelt sich hierbei um das Besuchen der Mutter und ihres Kindes von den wichtigen Mitgliedern ihrer Familie. Die Bedeutung dieses Rituals liegt darin, dass das Kind in den Kreis der Familie aufgenommen und von dieser Gemeinschaft akzeptiert wird. Auch die Taufe ist als ein wichtiges Ritual zu nennen, wobei hier die Patenschaft eine besondere Bedeutung einnimmt. Durch diese, waren Familien über Jahrhunderte miteinander verbunden. Eine Tradition, die zwar auch heute noch Bestand hat, aber eine immer geringere Bedeutung hat.
Verlobungs- und Hochzeitsbräuche
Die jungen Menschen trafen sich und lernten sich, in früheren Zeiten, zum Beispiel an Kirchen, Brunnen, im Rahmen von verschiedenen Feierlichkeiten und auf Festen sowie bei Gottesdiensten kennen und dabei ist vor allem die Art des Kennenlernens interessant. Das sogenannte gonjanje (das Treiben) hat hierbei einen besonderen Charakter. Es ist ein Brauch, der einen initiativen Charakter aufwies und sowohl für junge Männer als auch für junge Frauen, die heiratswillig waren, von besonderer Bedeutung war. Zum Ritual des Treibens kam es in Zeiten des Schafehütens, wenn die jungen Männer so taten, als würden sie die jungen Damen jagen, die ihrerseits vorgaben zu flüchten. Einige dieser Damen mussten aber tatsächlich flüchten, weil es auch solche jungen Männer gab, die dabei gewalttätig wurden. Es ist wichtig anzumerken, dass beim Ritual des Treibens oder des Jagens alles erlaubt war, bis auf den Sexualakt, zu welchem es aber in manchen Fällen dennoch kommen konnte, da viele Männer die Grenzen nicht akzeptierten.
Während des Kennenlernens der heiratswilligen jungen Damen und der jungen Herren war auch der Brauch, der unter den Namen sijelo, sjedenje, silo oder sidenje bekannt war, von Bedeutung. Einer jungen, heiratsfähigen Frau kamen in diesem Zusammenhang verschiedene Männer zu Besuch, so dass diese unter den Besuchern einen Kandidaten als zukünftigen Ehemann aussuchen konnte. Sobald sie während dieses Brauchs einen Kandidaten als Favoriten auserkoren hatte, galten diese Beiden als zukünftiges Brautpaar. Die Anderen sagten dann: Diese Beiden side (sitzen zusammen). Selbstverständlich nahmen an diesem Brauch auch die Gastgebereltern teil. Bei der Wahl des zukünftigen Ehemannes oder der zukünftigen Ehefrau hatten diese eine wichtige Stimme. Auch die anderen älteren Familienmitglieder beteiligten sich bei dieser Wahl.
Als wichtiges Kriterium galt der Besitz des jeweiligen Bewerbers, so dass unter den Frauen vor allem diese als populär galten, die keine Brüder hatten, auch als „dotarice“ bezeichnet, und wenn das Mädchen auch noch Einzelkind war, umso besser. Sowohl bei jungen Männern als auch bei jungen Frauen galt die Regel, dass sich zunächst das älteste Kind verheiratete und dann die Reihenfolge des Alters eingehalten werden musste. Der Entscheidung über die Eheschließung folgten dann selbstverständlich die tradierten Formen, so dass man zunächst in das Haus der zukünftigen Braut ging, wobei beim Vater um die Hand der Tochter angehalten werden musste. Den Bräutigam begleitete dabei ein männliches Mitglied seiner Familie, zum Beispiel der Vater oder einer ein Onkel. Man sagte dazu, dass sie zum Ringetausch gehen, da es sich hierbei um eine Art Verlobung handelte. In einigen Orten galt es als wichtig, neben der Tradition des Verlobungsrings, auch noch Schuhe mitzubringen als Zeichen der Annahme in die neue Gemeinschaft.
Dieser Brauch ist auch heute noch lebendig und manifestiert sich auf heutigen Hochzeiten darin, dass der Braut während der Hochzeit der Schuh gestohlen wird, während der Trauzeuge die Aufgabe hat, diesen wieder abzukaufen. Nach der Verlobung ging der Vater des Bräutigams in das Haus der zukünftigen Schwiegertochter zu einem Vertrag oder einem Apfel da er zu diesem Anlass immer einen Apfel mitbrachte, in welchem Münzen eingeprägt waren, um auf diese Weise, für seinen Sohn, um die Hand der Schwiegertochter anzuhalten. Einige Tage nach diesem Treffen, wurde die Braut auch von der zukünftigen Schwiegermutter besucht. Diese wurde bei diesem Besuch mit Kuchen erwartet und brachte der zukünftigen Schwiegertochter ihrerseits einen Brotfladen mit, welchen diese mit ihren Freundinnen teilte. Endlich galten dann der junge Mann und die junge Frau als Braut und Bräutigam und gingen zum Dorfpfarrer, der dieses dann als Nachricht während der nächsten Sonntagsmesse bekannt gab. Dieser Brauch hält sich hierzulande noch heute und dies unter derselben Bezeichnung: napovid-Bekanntgabe. Diese gilt als Ouvertüre in die folgende Hochzeit. Vor der Hochzeit bereitet die zukünftige Braut ihre Mitgift (dota) vor, sozusagen all dies, was sie aus dem Elternhaus in ihr neues Heim mitnehmen und was sie für ihr neues Leben brauchen wird: zum Beispiel Steppbetten, Bettbezüge, Bestecke, Stühle und vieles mehr. Dabei bestimmten die Besitztümer der Eltern, den Wert und die Gegenstände, die die Braut mitnehmen konnte. Dieser Brauch lebt auch noch heute.
Was die Hochzeitsfeier und den Hochzeitszug in diesen Gegenden betrifft, ist außerdem noch interessant, dass diese auch von militärischen Strukturen geprägt ist, was bereits in den Bezeichnungen der Hochzeitsgäste deutlich wird. Die Anzahl der Hochzeitsgäste wird bestimmt von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern der Brautleute (die minimale Anzahl ist fünf). Der erste Gast des Umzugs wurde als prvinac (der Erste) bezeichnet, diesem folgt der čauš, dessen Aufgabe darin besteht die Hochzeitsgesellschaft mit Humor zu erheitern. Dieser wird gefolgt vom barjaktar (dem Fahnenträger) mit dem barjak (der Fahne), der trobojnica (der dreifarbigen Fahne der Repubik Kroatien), auf welcher ein eisernes Kreuz prangt sowie ein Apfel auf dem Wipfel eingedrückt wird. Als Fahnenträger wurde immer eine eher jüngere Person eingesetzt, welche, während sie der Prozession folgte, an jeder Kreuzung mit der Fahne symbolisch ein Kreuz nachahmte, um damit die Hochzeitsgesellschaft vor Übel durch Hexen zu schützen und Unglück abzuwenden.
Ma glaubte nämlich, dass an Kreuzungen Hexen ihre Reigen vollzogen. Den Fahnenträger begleitet der stari svat (alter Gast), der Befehlshaber der Hochzeitsgesellschaft, dem die anderen Gäste zu gehorchen hatten. Der alte Gast war in aller Regel ein älterer Gast von Seiten des Bräutigams, der Vater oder ein Onkel. Letztendlich bilden der Bräutigam gjuvegija, die Trauzeugen, zwei Schwager, die dem djeverbaša unterliegen und ihm gehorchen und den Schwagern folgt ein junges Mädchen, die jenga. Der Hochzeitszug zieht in dieser Aufstellung zum Haus der Braut, um diese abzuholen. Vor ihrem Haus vollzieht sich eine Verhandlung. Die Gäste der Braut führen diese vor das Haus, und in der Folge führt der Schwager, der alte Gast oder der Trauzeuge, die Verhandlungen mit dem Bruder der Braut oder ihrem Cousin bezüglich des Werts der Braut. Meistens bringt man zuvor zwei bis drei falsche Bräute vor die Tür, um danach die echte Braut als Trophäe zu präsentieren und somit über diese Spannung ihren Wert zu erhöhen. Der Schwager oder der Trauzeuge zahlen den festgelegten Betrag. Dieser überlieferte Brauch lebt auch noch heute und erfreut sich bei der Hochzeitsgesellschaft großer Beliebtheit.
Nach der Eheschließung in der Kirche war und ist es noch heute Sitte, zum Haus der Braut zurückzukehren, um die Hochzeitsgesellschaft zu bewirten, die sich danach geschlossen zum Haus des Bräutigams, dem neuen Zuhause der Braut, begibt. Die Braut musste dann einige symbolische Handlungen verrichten, um damit ihre Zugehörigkeit zum neuen Heim und der Familie des Bräutigams zu demonstrieren. Hierbei können wir vor allem der Apfelwurf über das neue Haus/ Heim sowie das Küssen der Türschwelle, bevor sie über diese tritt, als Symbole hervorgehoben werden. Diese werden in einigen Orten der Cetiner Region auch heute noch gefrönt. Daraufhin konnte das Fest beginnen, bei dem man aß, trank und feierte, und einen Toast sprach mit guten Wünschen für das neue Paar. Diesen sprach in früheren Zeiten der alte Gast, während dies heute meist von der Mutter des Bräutigams übernommen wird.
Nach dem Essen wurde die früher von einem der Schwager, einem begleitenden Mädchen oder von dem Trauzeugen zum Zimmer geführt, während die anderen Gäste weiter sangen und feierten. Die Jungfräulichkeit der Braut war von überaus großer Bedeutung. Hervorzuheben sei es, dass die Jungfräulichkeit der Braut nicht durch das weiße Brautkleid symbolisiert wurde, denn die Braut trug in früheren Zeiten die Volkstracht ihrer Region. Die Aufgabe der jungen Frau war es dann, als erste ihrer Familie am Morgen des nächsten Tages aufzustehen, um das Feuer an der Feuerstelle des Hauses zu zünden und frisches Wasser aus dem Brunnen zu holen. Die Schwiegermutter sollte alles bereitgestellt erwarten und die Schwiegertochtermusste im Laufe des Tages noch weitere Aufgaben bewältigen wie zum Beispiel das Getreide wälzen, Holz sammeln und dieses trocknen, die Wäsche waschen u.v.m. Außerdem musste die junge Frau für alle Hochzeitsgäste, ehe diese das Haus der Feier verließen, Wasser zum Gesichtwaschen sowie etwas zum Abtrocknen bereitstellen und diese dankten es ihr, indem sie etwas Geld hinterließen.
Die Braut gab den Gästen eine Kleinigkeit mit auf den Weg, zum Beispiel ein Andenken aus ihrem alten Heim. Das Geld, das die Braut auf diesem Wege bekam, ging in den Besitz der jungen Frau über. Sie beschenkte auch die Schwiegereltern, meist mit Kleidungsstücken, welche sie zuvor mit Hilfe ihrer Freunde und Cousinen selbst gehäkelt oder gestrickt hatte. Einige Tage nach der Hochzeitsfeier kam die engere Familie der Braut in das neue Heim zu Besuch, zum sogenannten (pohodjani), und die Mutter brachte bei dieser Gelegenheit ein Spinnrad und eine Spindel mit einem Wollknäuel als Geschenk für die Tochter mit.
Bestattungsbräuche
Der letzte der wichtigen Bräuche sind die, die infolge des Todes eines Familienmitgliedes eine wichtige Rolle spielen. Die engen Familienangehörigen beweinen diesen, indem sie immer wieder Klagelieder anstimmen, auf kroatisch: nariču. Dieses vollzieht sich, indem sie rythmisch und melodisch Texte anstimmen, die vor allem die positiven Eigenschaften und sonstigen Vorzüge des Toten hervorheben. Im Vorfeld der Beerdigung wurde zunächst über den Toten gewacht. Diese Wache war von unbedingter Notwendigkeit, da man glaubte, dass der Tote sich ansonsten in ein Wolfshaar verwandeln werde, wenn seinen toten Körper eine Katze überqueren würde. Nach der Beerdigung war es dann Sitte, dass die Familie des Toten eine Feier für die Menschen veranstaltete, die an dem letzten Geleit zuvor teilgenommen hatten. Dieses Ereignis wird sedmina genannt, welche, wie auch die Hochzeitsfeier, einen finanziellen Verlust für die Bauern bedeutete und der Rahmen ebenfalls von den fnaziellen Möglichkeiten der trauernden Familie abhängig war. Diese Beerdigungsfeier erfolgt auch heute noch und liegt darin begründet, dass die Toten im Jenseits dieselben Bedürfnisse haben wie im Dieseits.
Die Bräuche im Jahresrhythmus
Die vorweihnachtlichen und weihnachtlichen Bräuche
Zu Allerheiligen, am 1. November, wenn die Menschen beginnen sich regelmäßiger zu besuchen, werden die Weinfässer geöffnet, um den Wein zu probieren. Allerheiligen gilt hierzulande als erste Möglichkeit für Freude und als Grund, um andere einzuladen, so dass dieser Feiertag seit vielen Jahren und Jahrhunderten als erstes Weihnachten gilt, quasi als Ouvertüre in die Vorweihnachtszeit. Vor Weihnachten feierte man die sogenannten materice i očići, Bräuche, die nur hier bekannt sind, wo die dinarischen Kroaten leben. Am Feiertag materice mussten alle verheirateten Frauen, diejenigen Männer bewirten, die ihnen diesbezüglich gratulierten und am Feiertag očiće kam der umgekehrte Fall zutragen. Heute ist dieser Brauch ausgestorben, so dass sich nur noch ältere Generationen daran erinnern, was an materice und očiće begangen wurde. Infolge der Begegnung mit Weihnachten wird seit Jahrhunderten Heiligabend besonders festlich gefeiert. (kroatisch: Badnji dan, Badnja večer, Badnjak).
An Heiligabend bereitet man nur leichte, nicht-fettige und einfache Kost zu, da dies als ein Fastentag gilt, so dass sich auch heute noch dieser Brauch darin manifestiert, dass man Stockfisch (bakalar) zubereitet. Als Beilage bereitete man früher Fladenbrote zu. Für die Sinjer Region galt die Zubereitung des ungesäuerten Fladenbrotes česnica als typisch. Im Zusammenhang mit dem Aberglauben, dass man das Haus, den Besitz und die dort Lebenden vor Hexenflüchen schützen muss, etablierte sich der Brauch, dass man das Haus mit Efeu dekorierte. An Heiligabend befolgte man auch weitere ritualisierte Handlungen. Der Hausherr (domaćin, starješina kuće) betete vor dem Abendessen, gemeinsam mit seinen Familienmitgliedern, den Rosenkranz. Nach dem Essen war es Aufgabe des Hausherrn, drei dicke Holzscheite (badnjak, badnjaci) in das Haus zu tragen, die zum Erhalt des Feuers an der Feuerstelle dienen sollten. Die Zahl drei symbolisiert die Dreifaltigkeit und manifestiert sich auch in den drei weihnachtlichen Kerzen (trojica), die auf dem Tisch zu den Mahlzeiten gezündet werden. Noch ehe man drei Holzscheite an der Feuerstelle am Haus ablegte, mussten diese, mit heiligem Wasser, gesegnet werden.
Das erste Holzstück musste das dickste und größte sein. In dieses schnitzte man ein Kreuz. Dieses legte man an der rechten Seite ab, daneben dann die anderen beiden Scheite. Nachdem man die drei badnjake abgelegt hatte, beteten die Hausbewohner für die Verstorbenen ihrer Familie, um danach Heu in das Haus zu tragen, welches man auf dem Boden des Wohnraumes verstreute. Das Stroh galt als Symbol für die Geburt Jesu in dem einfachen Stall. Das Heu symbolisiert aber auch die Fruchtbarkeit, denn nach Weihnachten wird dieses Stroh im Garten verstreut und manche Familie streuten es auch in den Hühnerställen, in der Hoffnung, die Hühner würden mehr Eier legen können. In manchen Orten war es eine weitere Aufgabe des Hausherrn zu Hause zu bleiben, um das Weihnachtsessen zuzubereiten, während die anderen Familienmitglieder zur Christmette gingen. Der Brauch bestand darin, dass alle Bewohner des Ortes zur Christmette gingen, außer den Alten und den Schwachen, um sich dort gegenseitig zu Weihnachten zu gratulieren. Während des Weihnachtsessens nahm der Hausherr die wichtigste Rolle ein, der am Ende des Essens mit einem Stück Brot und indem er sich zuvor bekreuzigte, das Brotstück zunächst in etwas Wein tränkte, um damit anschließend die Weihnachtskerze zu erlöschen. Dieser Brauch hat sich bis heute gehalten.
Nikola Belančić
Die Bräuche rund um den Karneval
Zwischen Weihnachten und Ostern feiert man Karneval oder man begeht die Karnevalszeit, die mit den Heiligen drei Königen beginnt und an Aschermittwoch endet, wenn die vierzigtägige Fastenzeit beginnt. Die Karnevalszeit begehen die sogenannten „mačkare“. In früheren Zeiten waren dies eine Prozession von Dorfbewohnern, in der Regel bestand diese nur aus Männern, die sich in verschiedene Gestalten verkleideten und „anmalten“ (mačkaranje). Die beliebtesten Gestalten waren Omas und Opas. Der verkleidete Opa führte die Prozession dabei meistens an und war dadurch gekennzeichnet, dass man ihm mit Tüchern oder aus Holz symbolisch ein Geschlechtsteil kreierte. Dieser rannte dann hinter einer Oma her und wenn er diese dann einholte, simulierten beide einen Geschlechtsakt. In dieser Prozession hebten sich vor allem diejenigen ab, die als Teilnehmer einer „Hochzeit“ fungierten (svatovi). An dieser Hochzeitsprozession nahmen alle teil außer dem Bräutigam.
Diese Prozession verlief in früheren Zeiten so, dass man fröhlich von Haus zu Haus lief. Lediglich Häuser, in denen es kurz zuvor Trauerfälle gegeben hatte, wurden dabei verschont. Die Prozession besuchte manchmal sogar Einwohner der Nachbardörfer. Die benachbarten Dörfer konnten auf diese Weise sogar miteinander in Wettbewerb treten. Beispielsweise verglich man, welches Dorf die Gäste mit besserem Speck und Wein bewirtete. In der Art und Weise des Feierns der „mačkare“ war und ist, außer des christlichen und des nationalen Charakters auch die Ortsabhängigkeit erkennbar: es existieren mediterane und mitteleuropäische Einflüsse, vor allem in Zusammenhang mit der Figur (Puppe), die Krnje oder Krnjuša genannt wird. Dieser gilt als Personifikation allen Übels, die das vorangegangene Jahr begleitet haben, so dass die Figur am Ende jeder Prozession dem Tod nicht entgehen kann und zur Freude aller Beteiligten vor der versammelten Menge verbrannt wird.
Sitten und Bräuche rund ums Fasten und die Osterzeit
Wenn sich die Karnevalszeit dem Ende zuneigt, beginnt die Fastenzeit, während welcher die wichtigsten Feiertage der Palmsonntag und die Ostertage sind. Cvjetnica, Der Palmsonntag ist der Sonntag (Cvjetna nedjelja oder Cvitnica) vor Ostern. Am Samstag vor dem Palmsonntag war es Brauch Frühlingsblumen zu pflücken, zumeist Veilchen, um sich am nächsten Morgen, mit Wasser zu waschen, in welchem die Blüten lagen. Danach ging man zur Sonntagsmesse, indem man einen Tannenzweig, Olivenzweig oder einen Lorbeerzweig zur Segnung mitbrachte. An Gründonnerstag verstummen die Kirchenglocken und dieses „Schweigen“ der Glocken dauert bis Karsamstag. Der Gründonnerstag wurde im Volksmund auch „zeljavim“ oder „zelenim“ (Gemüsekohl- oder Grünertag) genannt, da man an diesem Tag meist Wildgemüsekohl und ungesäuertes Brot (Fladen) aß.
Am Tag danach, noch vor dem Mittag, an Karfreitag, durfte man nicht arbeiten, vor allem keine schwere physische Arbeit verrichten wie zum Beispiel pflügen, in Ausnahmefällen aber bei Nachbarn oder Mitdorfbewohnern helfen. Nachmittags war das Arbeiten wieder erlaubt, man musste aber darauf achten, nicht zu bluten, in Anlehnung an den christlichen Glauben, dass Jesus an diesem Tag beerdigt worden war. Aus diesem Grunde trank man vor allem an diesem Tag Rotwein, um im Einklang mit dem christlichen Glauben, dass sich Wein zu Blut wandelt, zu handeln. Karfreitag war der Tag des Fastens, wie die Alten auch heute noch sagen „Fasten nach Befehl“, so dass man unbedingt nichtfettiges Essen zu sich nahm und man Ostereier mit verschiedenen Gräsern und Kräutern färbte. An diesem Tag nahm man zum Weihen des Ostermahls einen baranban mit, einen geschnitzten Holzstab, auch prut genannt, welchen die Menschen nach der Messe an den Kirchenbänken in zwei Teile schlugen.
Den einen Teil des Stabes nahmen sie dann mit nach Hause, um für den Fall, dass zuhause ein Nutztier erkrankte, dem Tier mit diesem Stab auf das Ohr zu schlagen bis dieses blutete. Man glaubte, dass man sein Tier damit heilen konnte. Zur Messe am Karsamstag nahm man Fladenbrote und gekochte Eier zur Segnung durch den Priester mit, um für das Osterfrühstück für alle Familienmitglieder mindestens ein Ei und etwas gesegnetes Brot zu haben. Auch heute noch, hält man an diesem Brauch fest. Heutzutage sind diese Fladenbrote süß und man nennt sie posvećenice oder sirnice. Was vor allem die Kleinen der Familie beglückte und noch heute beglückt, war und ist das gegenseitige Eiertitschen oder Eierdüpfen. Bei diesem Spiel gewinnt derjenige, der es schafft die meisten Eier kaputtzutitschen, wobei das eigene heil bleibt.
Sitten und Bräuche zum Feiertag des Johannes des Täufers
Was die Sitten und Bräuche der Sommerzeit betrifft, kann man vor allem den Feiertag des Johannes des Täufers erwähnen, den man am 24. Juni begeht. Diesen würdigte man, indem man Feuer anzündete svitnjak genannt, davon ausgehend, etablierte sich im Volksmund der Feiertag Hl. Ivan Svitnjak. Die Lagerfeuer an diesem Tag zündete man in Höfen, an Dorfplätzen, Kreuzungen, damit sich sich viele treffen konnten, wobei dort, zur Freude der Anwesenden, die Jüngeren dieses Feuer zu übersprangen versuchten. Die Mädchen befassten sich an diesem Tag mit der Liebeswahrsagerei. Diese pflückten an diesem Tag Gänseblümchen um über das Pflücken der einzelnen Blätter herauszufinden, ob ihr Liebster sie liebt oder nicht. Das Lagerfeuer war eine Möglichkeit, um auf Dorfebene miteinander ins Gespräch zu kommen. Es kamen nur diejenigen nicht, die einen akuellen Trauerfall in der Familie zu beklagen hatten. In der Cetiner Region feierte man dieses Fest mit einem großen Dorffest vor allem im Ort Grab. Ein solches Lagerfeuer veranstaltete man zur Sonnenwende bei allen slawischen Völkern, denn der christliche Ivan (Johannes) gilt als Pendent zum altslawischen Gott der Sommersonne.
Ivan Alebić
Dorffeste (derneci)
Die Dorffeste galten als Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen für junge Menschen, die sich im Ehealter befanden. Meist feierte man ein solches Dorffest im Zusammenhang mit dem Schutzpatron des Ortes, wie zum Beispiel in Imotski Gospa od Anđela (die Jungfrau Maria der Engel), in der Vrlika Gospa Rožarica (die Hl. Jungfrau Maria Rozarica), in Otok bei Sinj den Hl. Lukas (Sv. Luka), im Ort Potravlje bei Sinj sv. Filip i Jakov (Hl. Philipp und Jakob) und in Trilj feiert man den Hl. Michael als Schutzpatron der Stadt, indem man ebenfalls ein Stadtfest organisiert.
Während dieses Fests war es Brauch, dass die jungen Männer den Damen ihres Herzens grotulje schenkten. Eine besondere Tradition der Cetiner Region. Eine grotulja ist eine Kette, die aus Walnüssen gefertigt ist. Dabei werden Walnüsse durchbohrt und an einer feinen Schnur aufgehangen. Den Erfolg der jungen Damen machte man vor allem an der Anzahl und der Länge der Ketten fest, die diese im Laufe des Fests erhielten. Außer dass diese Feste als Möglichkeit der Partnerwahl galten, waren sie auch Treffpunkt für Familien, Freunde und der Dorfgemeinschaft, als auch derjenigen, die diese verlassen mussten, um nach einem neuen besseren Leben zu suchen. Dort traf man dann reisende Kaufleute, die ihre Waren an diesen Tag besonders leicht unter die Menschen bringen konnten.
Man konnte zum Beispiel Holzkämme, Taschenspiegel, Nadeln und Faden, Garn zum Stricken und Häkeln u. v. m. kaufen. Neben praktischen Haushaltsartikeln wurden auch Tabak, uštipke (Fettgebäck), Vieh und einiges mehr angeboten. Selbstverständlich implizierten diese Feiern, da man vor allem einen Schutzpatron würdigte, auch eine Messe mit vorheriger Prozession, an der sich meist die gesamten Dorfbewohner beteiligten.